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Maschinelle Übersetzung juristischer Texte

Vorteile und Nachteile

Auf generativer KI basierende Tools wie ChatGPT sind interessant und ziehen gerade viel Aufmerksamkeit auf sich. Für Anwaltskanzleien und Anwälte, die mit mehrsprachigen Angelegenheiten befasst sind, stellt die maschinelle Übersetzung nach wie vor eine der zwiespältigsten Entwicklungen für juristische Übersetzungen dar. Die maschinelle Übersetzung durch einen Anbieter von Übersetzungsservices für juristische Texte ist vertrauenswürdig und sicher. Dies gilt jedoch nicht für kostenlose Tools wie Google Translate oder ChatGPT. Die Lionbridge-Tools mit innovativen Sicherheits- und Datenschutzfunktionen identifizieren und schützen sensible Kundendaten. Diese Daten werden weder in der Cloud noch auf unseren Servern gespeichert. Mit maschineller Übersetzung (Machine Translation, häufig als MT abgekürzt) erhalten Anwaltskanzleien schneller Zugriff auf benötigte Übersetzungen juristischer Texte. Zugleich werden die Kosten gesenkt und Compliance sowie Datenschutz sichergestellt. Allerdings ist MT insbesondere bei ausschließlicher Nutzung nicht immer die beste Lösung für die Übersetzung juristischer Dokumente. Die folgenden Szenarien zeigen, wann Übersetzungen juristischer Texte sinnvoller Weise mittels MT angefertigt werden.

Maschinelle Übersetzungen nicht in unbearbeiteter Form (wenn überhaupt) bei Gericht verwenden

Unbearbeitete maschinelle Übersetzungen erfüllen hinsichtlich der Genauigkeit nicht die strengen Anforderungen vor Gericht. Gerichtsdokumente müssen formal einwandfrei sein, damit sie von allen Parteien genutzt werden können. Eine schlechte Übersetzung kann zu Fehlurteilen, zur Nichtbeachtung von Beweisen, zur Abweisung eines Verfahrens sowie zu hohen finanziellen und emotionalen Kosten führen. Anwälte dürfen im Hinblick auf Dokumente, die dem Gericht eingereicht werden sollen, nicht auf eine unbearbeitete maschinelle Übersetzung vertrauen. Dies gilt insbesondere, wenn die Dokumente die nachstehend aufgeführten Elemente enthalten, die ohne menschliche Eingriffe mittels MT nicht fehlerfrei übersetzt werden können:

  • Kulturelle Nuancen
  • Redewendungen
  • Kreative Metaphern und Textgestaltung
  • Komplexe Juristensprache
  • Dokumente, die keinesfalls Fehler enthalten dürfen, z. B. Verträge
  • Texte, die branchenspezifische Kenntnisse (ggf. in Bezug auf mehrere Branchen) voraussetzen
  • Gefühlsbetonte Ausdrucksweisen
Finger, der auf ein Symbol für justische Übersetzungen drückt

Anwälten ist die Nutzung von MT nur selten strikt untersagt. Durch den Einsatz eines menschlichen Übersetzers verschaffen sie sich aber eine bessere Position. Ein Anwalt unterstreicht seine Due Diligence, also die Anwendung verkehrsüblicher Sorgfalt, wenn er hochwertige professionelle Übersetzungen der Dokumente vorlegt. Zugleich werden diese Dokumente vertrauenswürdiger. Wie bereits erwähnt, setzt Juristensprache ein Verständnis von Nuancen voraus, das nur Menschen gegeben ist. Das gilt auch für viele Dokumente mit kultur- oder branchenspezifischer Sprache.

Zugleich wird durch den Einsatz eines menschlichen Übersetzers die Vertraulichkeit der Daten geschützt. Dabei handelt es sich um eine grundlegende Rechtspflicht, die Anwaltskanzleien ihren Kunden gegenüber haben. Übersetzungsunternehmen wie Lionbridge setzen innovative Methoden und Technologien ein, um den Schutz der Daten auch bei MT-Nutzung sicherzustellen. Übersetzungsunternehmen mit weniger strikten Verfahren setzen die Kunden ebenso wie kostenlose MT-Tools Sicherheitsrisiken in Bezug auf die Daten aus. Kostenlose MT-Tools speichern die übersetzten Inhalte häufig in der Cloud, sodass theoretisch jeder darauf zugreifen kann.

Die Nutzung von MT oder unbearbeiteter maschineller Übersetzungen wird von verschiedenen Gerichten, Jurisdiktionen und Richtern vollständig untersagt. Im Folgenden sind drei Beispiele aufgeführt.

Beispiele für Jurisdiktionen, die unbearbeitete MT verbieten

1. US-Bundesstaaten mit einem hohen Anteil spanischsprachiger Einwohner müssen die potenziellen Auswirkungen der MT häufiger bewerten. Die Richtlinien des Staatsgerichtshofs von New Mexico untersagen die Verwendung unbearbeiteter MT-Materialien für formale Zwecke, also etwa in Gerichtsverhandlungen oder als Beweisstücke.

2. Das Immigration and Refugee Board of Canada untersagt die Einreichung von MT-Dokumenten. Alle Übersetzungen müssen von einem beglaubigten Übersetzer angefertigt oder mit einer beeidigten Erklärung eingereicht werden, mit der die Richtigkeit der Übersetzung und die Sprachkenntnisse des Übersetzers bestätigt werden.

3. Dokumente, die für Gerichts- oder Visaverfahren beglaubigt werden müssen – z. B. Geburts-, Sterbe- und Heiratsurkunden – dürfen normalerweise nicht mittels MT übersetzt werden.

Maschinelle Übersetzung für E-Discovery

Maschinelle Übersetzung kann im Rahmen der E-Discovery sehr gut für Texte eingesetzt werden, die den folgenden Kriterien entsprechen:

  • Umfangreich
  • Nur für interne Ermittlungszwecke bestimmt
  • Mehrsprachig
  • Unbekannte Sprachen
  • Nischensprachen oder seltene Sprachen

Mit MT lassen sich erhebliche Kosten- und Zeiteinsparungen erzielen. In Verbindung mit anderen Übersetzungstools kann MT Content in mehreren Sprachen scannen, wichtige Daten anhand von Schlüsselwörtern identifizieren und Content übersetzen. MT kann zudem in vielen Fällen feststellen, in welcher Sprache ein Dokument verfasst ist. Dank dieser Fähigkeiten können elektronische Daten in Terabyte-Größenordnungen verarbeitet werden, wie sie bei Anwaltskanzleien oft genug für einzelne Rechtsangelegenheiten anfallen. Beispiele:

  • E-Mails
  • Arbeitsblätter
  • Sprachnachrichten
  • Texte
  • Präsentationen
  • Digitale Dokumente

MT wird gelegentlich Fehler produzieren. Ihr Einsatz durch einen qualifizierten Anbieter von Übersetzungen juristischer Texte führt zu genaueren und konsistenten Ergebnissen. Dies gilt umso mehr, wenn die Anwaltskanzlei ein Glossar oder eine Liste mit zentraler Terminologie zur Verfügung stellen kann. Ein weiterer Vorteil ergibt sich daraus, dass der Dienstleister für juristische Übersetzungen Translation-Memory-Technologien einsetzen kann, um den E-Discovery-Prozess ebenso wie künftige Übersetzungen für diese Rechtsangelegenheit zu beschleunigen.

Richterhammer, Laptop und Anwalt

Maschinelle Übersetzung für Patentangelegenheiten

Wie bereits erwähnt, müssen Übersetzungen, die einem Gericht oder aus offiziellen rechtlichen Gründen vorgelegt werden, von einem menschlichen Spezialisten angefertigt werden. In einigen Fällen kann der Einsatz von MT für juristische Übersetzungen trotzdem empfohlen werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Gerichte oder andere Organe der Rechtspflege um die Menge der Dokumente wissen oder wenn die enthaltenen Informationen vielen Menschen verfügbar gemacht werden, die viele unterschiedliche Sprachen sprechen. Patente sind ein gutes Beispiel für den sinnvollen Einsatz maschineller Übersetzung. Beispiele:

Patentbeispiele

1. Das Manual of Patent Examining Procedure des United States Patent and Trademark Office erlaubt die Verwendung maschineller Übersetzung, wenn es um die Zurückweisung von Patentanträgen geht.

2. Das Europäische Patentamt (EPA) hat zusammen mit Google einen Dienst für die maschinelle Übersetzung von Patentdokumenten geschaffen. Grund war die Sprachenvielfalt in der EU. Die Gesetzgeber fördern den Einsatz der maschinellen Übersetzung, damit Menschen Patente unabhängig von den beherrschten Sprachen lesen können.

Maschinelle Übersetzung zur Einhaltung knapper Fristen

Die meisten Jurisdiktionen erlegen Anwälten enge Fristen auf. Beispiele:

  • Offenlegungsfristen
  • Fristen für Gerichtsverhandlungen
  • Verjährungsfristen
  • Einreichungsfristen
  • Einreichung von FCPA-Dokumenten
  • Second Requests (für Compliance mit dem US-Kartellrecht)

Als Folgen einer Fristüberschreitung kommen Geldbußen, Verfahrensverzögerungen oder Verfahrensabweisungen in Betracht. Fristüberschreitungen werden häufig als professionelles Fehlverhalten interpretiert. Die maschinelle Übersetzung bietet sich zur Wahrung der Fristen an, sofern ihr Einsatz vom Gericht zugelassen wird. Lionbridge bietet MT-Services an, um die Einhaltung von Fristen zu unterstützen. Zudem haben wir uns auf Lösungen für die Einreichung von FCPA-Dokumenten spezialisiert, damit Unternehmen Compliance mit den einschlägigen Vorschriften sowie den Compliance Credit des US-Justizministeriums (DOJ) erreichen können. Wir haben uns auch einen Ruf als Experten in Kartellangelegenheiten geschaffen und bieten Lösungen für die maschinelle Übersetzung an, die eine schnelle Bearbeitung von Second Requests ermöglichen.

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