10 hilfreiche Tipps für die Softwarelokalisierung

Tipps unserer Experten für eine erfolgreiche Softwarelokalisierung

„Bereits bei der Konzeption sollten Sie eine weltweite Nutzung im Blick haben, auch wenn Sie derzeit nicht planen, Ihre Inhalte übersetzen zu lassen.
Denn es ist sehr viel einfacher, Ihre Website von Anfang an lokalisierungsfreundlich zu gestalten, als sie später bedarfsgerecht umzugestalten.“

– Kit Brown-Hoekstra, Comgenesis LLC, in „The Definitive Guide to Website Translation“, Lionbridge Technologies

Im Rahmen der Anpassung an ein globales Publikum werden die Begriffe Lokalisierung und Übersetzung häufig synonym verwendet, wobei sie einander tatsächlich ergänzen. Doch obwohl sich die beiden Prozesse teilweise überschneiden, ist die Softwarelokalisierung deutlich komplexer. Das umfassende Verständnis der feineren Details trägt mit zu einer erfolgreichen Expansion in neue Märkte bei.

Was ist Softwarelokalisierung?

Softwarelokalisierung bezeichnet den Prozess der Anpassung von Software an die sprachlichen, kulturellen und gesetzlichen Anforderungen einer bestimmten Region. Dies erfordert nicht nur eine Übersetzung von textbasierten Elementen, sondern auch eine Anpassung etwa von Grafiken, Layouts und Formatierungen. Darüber hinaus müssen selbstverständlich die lokalen rechtlichen Vorgaben, Compliance im Umgang mit Daten, Gerätepräferenzen sowie Technologietrends berücksichtigt werden.

Hinzu kommt, dass angesichts der vielen kulturellen Besonderheiten Elemente leicht übersehen werden, die belanglos erscheinen, für die Lieferung eines fehlerfreien Produkts an ein möglichst großes Publikum jedoch entscheidend sein können. Womit also anfangen?

Im Folgenden finden Sie zehn Best Practices für die Softwarelokalisierung und Beispiele für Fallen, die Sie umgehen sollten.

1. Entwickeln Sie eine Strategie für die Lokalisierung

Das Wichtigste zuerst: Sie müssen genau wissen, inwieweit die Softwarelokalisierung zu Ihren ganzheitlichen Zielen beitragen kann. Begreifen Sie Softwarelokalisierung als eine Strategie – und nicht als Aufgabe – in jedem einzelnen Prozessschritt.

  • Erste Schritte: Planung und Vorbereitung

  • Ermittlung: Ziele und Anforderungen

  • Inhaltsprüfung: Analyse und Übertragung

  • Angebot

  • Projektstart

  • Übersetzung und Lokalisierung

  • Lektorat und Qualitätskontrolle

  • Dateiübermittlung: Live-Schaltung und Nachverfolgung

Legen Sie ein besonderes Augenmerk auf die Anforderungsanalyse und die Konzeption für eine erfolgreiche Lokalisierung. Stellen Sie darüber hinaus sicher, dass sich alle Beteiligten hinsichtlich der Zielmärkte, Sprachen und der jeweiligen spezifischen Probleme einig sind. Wenn Sie sich eine weltweite Verwendbarkeit zum Ziel setzen, können Sie Marktchancen wahrnehmen, ohne Ihre Strategie überarbeiten zu müssen.

2. Denken Sie schon in der Konzeptionsphase an die Lokalisierung

Mit einem lokalisierungsfreundlichen Entwurf reduzieren Sie Verzögerungen und Budgetüberschreitungen. Verwenden Sie einen Quellcode und eine Struktur, die Folgendes verhindern:

  • Ausbreitung von Fehlern in den Quelldateien auf die Zieldateien

  • Vermeidbare Übersetzungsfehler

  • Häufige Fehler im Zusammenhang mit der Softwarelokalisierung, darunter Funktions- und Anzeigefehler, Abkürzungen sowie übermäßige oder mangelnde Lokalisierung

Tipp: Mithilfe von Vorlagen können Sie eine einheitliche Markenpräsenz sicherstellen. Wenn Sie sicherstellen möchten, dass Ihr Konzept lokalisierungsfreundlich ist, testen Sie es immer wieder. Mithilfe einer Pseudo-Lokalisierung (einer Art Qualitätstest) lassen sich potenzielle Übersetzungsprobleme, beispielsweise Layoutprobleme der Benutzeroberfläche durch Sonderzeichen oder die Länge der Strings, aufdecken und Risiken minimieren.

3. Erstellen Sie unbedingt eine Bibliothek mit internationalisierten Objekten

Bedenken Sie stets: Internationalisierung macht Lokalisierung möglich. Durch eine Bibliothek mit internationalisierten Objekten ersparen Sie sich den Überarbeitungsaufwand, wenn es um die Lokalisierung einer Softwareanwendung in mehrere Sprachen geht. Beispiele für solche Objekte sind:

  • Designelemente der Benutzeroberfläche

  • Sortierungs- und Suchfunktionalität

  • Unterstützung von Multi-Byte-Zeichen (für asiatische Sprachen)

  • Bidirektionale oder Rechts-nach-Links-Unterstützung (Arabisch und Hebräisch)

  • Adress-, Zahlen-, Datums- und Währungsformate

4. Halten Sie den Quelltext möglichst kurz

Sprachen haben unterschiedliche Satzstrukturen, unterschiedliche Regeln für die Pluralbildung und verwenden unterschiedlich viele Wörter, um einen Sachverhalt auszudrücken. Mit klaren, präzisen Quellinhalten minimieren Sie Übersetzungsprobleme. Berücksichtigen Sie dabei Folgendes:

  • Formulieren Sie kurz und prägnant

  • Verwenden Sie möglichst die im Englischen übliche Satzstellung

  • Vermeiden Sie eine Anhäufung von aufeinanderfolgenden Nomen

  • Verwenden Sie für einen und denselben Begriff keine Synonyme, sondern immer die gleiche Bezeichnung

  • Gestalten Sie Ihre Inhalte sachlich und ohne humorvolle Einlagen

  • Präzisieren Sie Datum, Uhrzeit und Maßeinheiten

  • Nutzen Sie Relativpronomen wie „der/die/das“ und „welcher/welche/welches“

  • Schreiben Sie in der aktiven Form

  • Wählen Sie nach Möglichkeit einfache statt komplexe Verben

  • Verwenden Sie keine Akronyme, da diese erläutert/übersetzt werden müssen und dabei eventuelle Nebenbedeutungen verloren gehen

  • Vermeiden Sie Redewendungen

Tipp: Vermeiden Sie Synonyme und verbalisieren Sie keine Nomen. Mit anderen Worten: Verwenden Sie nicht denselben Text in verschiedenen Kontexten. Viele englische Wörter können gleichzeitig Nomen und Verb sein, beispielsweise „file“ (Datei/Akte, ablegen), „share“ (Aktie/Anteil, teilen/freigeben) und „design“ (Design/Entwurf, entwerfen/gestalten). Entscheiden Sie sich für eine Option und wenden Sie diese konsequent an.

5. Planen Sie Platz für mehr Text ein

Englisch: BUY NOW
Französisch: ACHETER MAINTENANT
Deutsch: JETZT KAUFEN
Italienisch: ACQUISTA ORA
Spanisch: COMPRAR AHORA

Die englische Sprache besteht schätzungsweise aus mehr als 1.000.000 Wörtern, während die meisten anderen Sprachen weniger als 500.000 Wörter umfassen. Daher sind Inhalte in englischer Sprache in den übersetzten Versionen in der Regel länger oder kürzer. Beispiel: Die deutsche Übersetzung für „Have a nice day!“ lautet: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!“ Die Übersetzung ist somit um 125 Prozent länger. Bei Übersetzungen vom Englischen in asiatische Sprachen lässt sich genau das Gegenteil feststellen.

Planen Sie eine Ausdehnung um mindestens 30 bis 35 % ein und berücksichtigen Sie dabei auch Leerzeichen. Denken Sie daran: Halten Sie den Quelltext kurz und befolgen Sie außerdem die Best Practices für die Softwarelokalisierung hinsichtlich Formatierung und Wortwahl.

6. Setzen Sie Symbole sparsam ein

Die Best Practices für die Softwarelokalisierung beziehen sich nicht nur auf Textkomponenten. Auch grafische Elemente haben in den verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. Symbole ohne Text haben den Vorteil, dass sie nicht übersetzt werden müssen und so geringere Kosten entstehen. Nicht alle Symbole sind jedoch universell einsetzbar oder neutral.

Beispielsweise finden sich die für die USA typischen Briefkästen in vielen anderen Kulturen nicht. Recherchieren Sie gründlich und vermeiden Sie Bilder von Händen, Füßen oder Tieren sowie andere Symbole, die eine unerwartete oder unerwünschte Bedeutung haben könnten.

7. Verwenden Sie die Kodierung UTF-8

Die meisten modernen Technologien setzen standardmäßig UTF-8 ein, das beliebteste Unicode-Format. Dr. Ken Lunde, renommierter Experte in der Datenverarbeitung, nennt UTF-8 „die erste intelligente Zeichenkodierung der Welt“. Unicode wird von allen großen Hardware- und Softwareentwicklern unterstützt und ist für Standards wie XML, Java und Javascript erforderlich. Mit UTF-8 kann eine einfache und korrekte Übersetzung in alle Sprachen sichergestellt werden, insbesondere auch in die asiatischen CJKV-Sprachen (Chinesisch, Japanisch, Koreanisch und Vietnamesisch).

8. Verwenden Sie keinen hartkodierten Text und keine hartkodierte Interpunktion

Hartkodierter oder in den Quellcode eingebetteter Text muss vor der Lokalisierung extrahiert werden. Auch wenn Ihr Sprachdienstleister zu übersetzenden Text mithilfe eines Parsers ermitteln kann, sollten Sie den Einsatz von hartkodiertem Text in der Konzeptphase minimieren. Erstellen Sie stattdessen separate Ressourcendateien (beispielsweise für Titel, Produktnamen und Fehlermeldungen) sowie Erläuterungen von Ressourcen, um Übersetzungsfehler zu vermeiden.

Tipp: Es mag verlockend erscheinen, einzelne Strings mithilfe von Platzhaltern mit hartkodierten Wörtern oder Satzteilen zu verknüpfen, um die Länge eines Strings zu reduzieren. Aufgrund der von Sprache zu Sprache verschiedenen Satzbau- und Grammatikregeln führt dies jedoch häufig zu Übersetzungsfehlern und falsch lokalisierten Strings. Daher sollten Sie solche Platzhalter unbedingt vermeiden.

9. Lassen Sie sich von einem Lokalisierungsexperten beraten

Geben Sie Ihrem Sprachdienstleister vor dem Projektstart so viele Informationen wie möglich, denn diese bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

  • Planen Sie in nächster Zeit eine Expansion auf internationaler Ebene?

  • Wer sind Ihre größten Kunden?

  • Wie viele Sprachen soll Ihr Projekt umfassen?

  • Verfügen Sie über ein firmeninternes Lokalisierungsteam? Wenn ja: Welche Rolle hat es bei diesem Projekt inne?

  • Was erwarten Sie von einem Sprachdienstleister? Schnelligkeit, Qualität, niedrige Kosten, Verfügbarkeit von Experten?

Ihr Sprachdienstleister stellt Ihnen nicht nur Checklisten für die Lokalisierung für Android, iOS und Windows bereit. Er unterstützt Sie auch mit seinem Know-how und optimierten Prozessen, sodass Sie Zeit, Geld und Nachbearbeitungsaufwand sparen.

Tipp: Stellen Sie Ihrem Sprachdienstleister DNT-Listen (DNT: Do Not Translate) mit Begriffen bereit, die nicht übersetzt werden sollen, um eine übermäßige bzw. unzureichende Lokalisierung zu vermeiden. Beides kann die Codefunktionalität beeinträchtigen, wenn ein falsch übersetzter String eine wichtige Funktion im Programm hat.

10. Erfüllen Sie die Erwartungen nicht nur – übertreffen Sie sie

Jedes noch so kleine Detail verdient höchste Aufmerksamkeit. Ob einfache Apps für Mobilgeräte oder komplexe Multi-User-Systeme: Die Lokalisierung trägt entscheidend zum Absatz und zur Akzeptanz von Software bei.

Halten Sie sich an die 80-20-Regel für die „Glokalisierung“ oder berücksichtigen Sie das Verhalten globaler und lokaler Kunden im Verhältnis 80:20. Wenn Sie die lokalen Märkte wirklich verstehen und in Konzeption und Entwicklung kulturelle Anpassungen integrieren, erfüllen Sie die Erwartungen der Benutzer nicht nur – Sie sorgen für ganz neue Erlebnisse. Wenn die Softwareentwicklung konzeptionell auf weltweite Nutzung ausgelegt ist, eröffnet sich Ihnen ein ungeahntes Potenzial an globalen Marktchancen.

Nehmen Sie noch heute Kontakt mit Lionbridge auf, um mehr über die Lokalisierung von Software zu erfahren.

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Sophia Eakins
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Sophia Eakins