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Finanzberichte: Wissenswertes über IFRS und Terminologie

Geschäftsberichte stellen die aktuelle Lage eines Unternehmens dar und dienen dazu, Partnerunternehmen, Anleger und nicht zuletzt die Öffentlichkeit von dem gegenwärtigen oder zukünftigen Erfolg der Firma zu überzeugen. Reine Auflistungen von Zahlen, Daten und Fakten eignen sich dazu genauso wenig wie Textwüsten mit eng bedruckten Seiten ohne Grafiken.

Auch Finanzberichte können interessant und spannend gestaltet werden. Verwenden Sie Storytelling-Elemente, um trockene Informationen in einen größeren Kontext zu setzen. So machen Sie das letzte Geschäftsjahr für Ihre Zielgruppe erlebbar. Auf dieser Basis können Sie dann Ihre Pläne für die Zukunft überzeugender formulieren. Handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, dann sollte Ihr Finanzbericht auch neue Geldgeber und Spender ansprechen. Stärken Sie dafür die Vertrauenswürdigkeit Ihres Vereins oder Ihres Unternehmens. Mehrsprachige Geschäftsberichte sollten Sie im Voraus planen. Die Bilanzierungssysteme verschiedener Länder sind oft sehr unterschiedlich und erfordern eine gründliche Übersetzung.

Benötigen Sie eine professionelle Übersetzung Ihres Finanzberichts? Gerne beraten wir Sie.

Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über internationale Standards der Bilanzierung wie GAAP, IFRS und IAS.

Was bedeutet IFRS?

Im deutschen Recht wird in § 266 des Handelsgesetzbuches (HGB) festgelegt, wie Kapitalgesellschaften ihre Bilanz zu erstellen haben. Auf der Aktivseite muss das Anlage- sowie das Umlaufvermögen aufgelistet werden. Auf der Passivseite werden diesen Summen das Eigenkapital, die Rückstellungen und die Verbindlichkeiten des Unternehmens gegenübergestellt.

Jedes Land hat unterschiedliche Regelungen und Vorgaben, was die Bilanzierung von Unternehmen betrifft. In Zeiten der Globalisierung, in denen viele Konzerne transnational aufgestellt sind und viele Anleger ihr Kapital in internationale Firmen investieren, ergibt sich dadurch ein Mangel an Vergleichbarkeit. Zum Beispiel lassen sich Geschäftsberichte von Unternehmen aus den USA und Deutschland nicht ohne Weiteres miteinander vergleichen.

Die Ursache dafür sind unterschiedliche Regelungen und verschiedene Rechtsauffassungen in beiden Ländern. Um die Profitabilität zweier internationaler Gesellschaften miteinander vergleichen zu können, benötigen die Leser der Geschäftsberichte daher detaillierte Kenntnis der steuerlichen Regelungen. In der Praxis stellt das oftmals ein Problem da.

Aus diesem Grund wurde ein System entwickelt, das die Grundsätze der Finanzberichterstattung vereinheitlichen soll, die International Financial Reporting Standards (IFRS). Die Einführung der IFRS hatte folgende Ziele:

  • Weltweite Vergleichbarkeit international agierender Unternehmen
     
  • Optimierte Interaktion zwischen internationalen Kapitalmärkten
     
  • Verbesserter Schutz der Anleger
     
  • Stärkung der Finanzmärkte im In- und Ausland
     
  • Einheitlicher Standard für Geschäftsberichte zur Zulassung an internationalen Börsen

International Financial Reporting Standards Wort Darstellung

Die IFRS werden vom International Accounting Standards Board (IASB) herausgegeben, das seinen Sitz in London hat. Das IASB ist ein Gremium, das aus internationalen Finanzexperten besteht. Dem IASB kommt zwar eine wichtige Rolle beim Funktionieren der internationalen Kapitalmärkte zu, trotzdem ist das Gremium keine öffentliche Institution, sondern ein privatwirtschaftlicher Arbeitskreis.

Das IASB besteht aus 14 Mitgliedern, die von der Dachorganisation des Gremiums, der International Financial Reporting Standards Foundation (IFRSF), nach genau festgelegten Kriterien ausgewählt werden. Die IFRSF wurde 2001 im US-Bundesstaat Delaware mit dem Ziel gegründet, weltweit anwendbare Standards für die Rechnungslegung zu erarbeiten. Die Organisation ist ausschließlich dem öffentlichen Interesse verpflichtet.

Ein weiteres Organ der IFRSF ist das International Financial Reporting Interpretations Committee (IFRIC). Dieses Gremium beschäftigt sich mit der Auslegung der IFRS und verhindert so, dass die internationalen Rechnungslegungsstandards falsch interpretiert werden. Es präzisiert die IFRS und sorgt damit für eine einheitliche Handhabung bei Grenzfällen oder neuen Sachverhalten. Das IFRIC besteht ebenfalls aus 14 Mitgliedern und tritt alle 6 Wochen zusammen.

Was ist GAAP?

Die IFRS werden inzwischen in rund 120 Ländern der Erde angewendet. Ziel der Standards ist neben der Festlegung einer korrekten Rechnungslegung die transparente Finanzberichterstattung internationaler Unternehmen.

Auch wenn die IFRS inzwischen in vielen Staaten Anwendung finden, gelten in den einzelnen Ländern noch zusätzlich nationale Rechnungslegungsstandards, die in Deutschland z. B. durch das Handelsgesetzbuch geregelt sind.

In den USA gelten die „United States Generally Accepted Accounting Principles“ (US-GAAP oder einfach GAAP), was übersetzt so viel wie „Allgemein akzeptierte Grundsätze der Rechnungslegung der USA“ bedeutet. Die GAAP sind neben den IFRS ein ebenfalls international anerkannter Rechnungslegungsstandard. Beide Standards sind zwar ähnlich, trotzdem unterscheiden sie sich in wichtigen Punkten, wie z. B.:

  • Dem Zeitpunkt der Umsatzrealisierung
     
  • Bei den finanziellen Vermögenswerten
     
  • Bei den Kriterien für die Wertminderung von Vermögenswerten
     
  • Bei der Behandlung von immateriellen Vermögenswerten

Ein prinzipieller Unterschied zwischen beiden Systemen besteht darin, dass die GAAP Sachverhalte sehr detailliert regeln, während die IFRS eher prinzipienbasiert sind. Dadurch gibt es bei der Auslegung der IFRS oft mehr Flexibilität.

Zwischen einem Jahresabschluss nach deutschem Recht und einem Abschluss gemäß GAAP gibt es erhebliche Unterschiede. Für GAAP und IFRS gilt z. B. der Grundsatz der „fair presentation“. Damit ist gemeint, dass der Jahresabschluss die Finanzlage eines Unternehmens möglichst genau darstellen soll. So sollen Investoren umfänglich über eine Firma informiert werden. Im Gegensatz dazu gilt in Deutschland laut HGB das Vorsichtsprinzip als Grundsatz ordnungsmäßiger Buchführung. So kann es bei einer Rechnungslegung nach deutschem Recht zu einer Unterbewertung des Unternehmensvermögens und einer Überwertung der Schulden kommen. Die Absicht ist dabei, Gläubiger einer Firma zu schützen.

Ein Jahresabschluss nach GAAP ist folgendermaßen aufgebaut:

  • Bilanz (engl. statement of financial position)
     
  • Gewinn- und Verlustrechnung (engl. statement of earnings)
     
  • Cashflow-Rechnung (engl. statement of cash flow)
     
  • Eigenkapitalspiegel (engl. statement of investments)
     
  • Anhang mit Lagebericht (engl. notes)

Frau erstellt Jahresabschluss nach GAAP.

Verantwortlich für die GAAP ist das Financial Accounting Standards Board (FASB). Das Gremium hat seinen Sitz im US-Bundesstaat Connecticut und besteht aus fünf Mitgliedern, die für zwei bis fünf Jahre gewählt werden.

Was ist IAS?

IAS steht für International Accounting Standards. Dieser Begriff wird zwar heute noch vielfach verwendet, im engeren Sinne waren die IAS aber nur von 1973 bis 2000 die Grundsätze internationaler Rechnungslegung. Ab dem Jahr 2001 wurden die IAS durch die IFRS ersetzt.

Die IAS waren der erste weltweite Standard der Rechnungslegung. Die Absicht hinter diesen Standards war, internationale Finanzberichte zu harmonisieren. So sollten Geschäftsberichte und Unternehmen international vergleichbarer werden.

Da die IAS in den IFRS aufgegangen sind, haben heute noch viele Standards eine IAS-Bezeichnung. Hier einige Beispiele:

  • IAS 1: Darstellung des Abschlusses (engl. Presentation of Financial Statements)
     
  • IAS 2: Vorräte (engl. Inventories)
     
  • IAS 7: Cashflow-Rechnung (engl. Statement of Cash Flows)
     
  • IAS 8: Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden, Änderungen von Schätzungen und Fehlern (engl. Accounting Policies, Changes in Accounting Estimates and Errors)

Eine IFRS-Bilanz beinhaltet also die IAS-Standards. Je nach IFRS-Definition werden auch Auslegungen des IFRIC-Gremiums zu den IFRS gerechnet. Der Vorgänger des IFRIC war das Standard Interpretations Committee (SIC). Auch diese Standards werden bei Bedarf vom IFRIC angepasst bzw. neu ausgelegt.

Zusätzlich zu den IFRS-Standards gibt es ein Framework, das einen grundsätzlichen Rahmen für Standards formuliert. Das Framework beinhaltet keine konkreten Vorgaben, sondern ist als Hintergrundinformation für nationale Gesetzgeber gedacht.

Die IFRS werden auf Englisch verfasst. Übersetzungen in andere Sprachen sind aufgrund der unterschiedlichen Terminologie und der verschiedenen Rechtsauffassungen oft nicht ganz unproblematisch. Übersetzungsfehler und Unvollständigkeiten sorgen oft für unterschiedliche Auslegungen, was den internationalen Handel behindern kann. Innerhalb der EU sind die IFRS nicht in der englischen Originalsprache, sondern in der Amtssprache des jeweiligen Mitgliedstaates gültig.

Ein Konzernabschluss nach IFRS ersetzt in Deutschland nicht den Jahresabschluss gemäß HGB. Unternehmen müssen also beide Abschlüsse erstellen, wenn sie international tätig sind. Anderen Unternehmen steht es frei, einen zusätzlichen Abschluss nach IFRS zu erstellen. Die meisten mittelständischen Unternehmen verzichten allerdings bisher darauf. Das liegt u. a. daran, dass die Unterschiede zwischen beiden Jahresabschlussarten erheblich sind und damit mit einer IFRS-Bilanz ein großer Mehraufwand verbunden ist.

Was unterscheidet Bilanz und GuV?

Bilanz und GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) gehören zum Jahresabschluss eines Unternehmens. Beide dienen der Analyse der finanziellen Lage, in der sich eine Firma befindet. Bilanz und GuV unterscheiden sich allerdings in einigen wesentlichen Punkten:
  • Aufbau und Inhalt: Die Bilanz stellt den Aktiva eines Unternehmens die Passiva gegenüber. Es geht also um das Vermögen, die Fremd- bzw. Eigenkapitalanteile und die finanziellen Verpflichtungen einer Firma. Aus der Bilanz gehen Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad hervor. Sie sagt daher etwas über die Stabilität und Unabhängigkeit eines Unternehmens aus. Bei der Gewinn- und Verlustrechnung geht es, wie der Name schon sagt, nur um den Gewinn oder Verlust, den ein Unternehmen erwirtschaftet hat. In der GuV werden z. B. den Umsatzerlösen und Zinserträgen die Ausgaben in Form von Löhnen, Mietzahlungen usw. gegenübergestellt.

  • Zeitliche Perspektive: Die Bilanz ist die finanzielle Momentaufnahme eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt, dem Bilanzstichtag. Die GuV bezieht sich im Gegensatz dazu auf einen bestimmten Zeitraum, also z. B. ein Quartal oder ein Jahr.

Die GuV ist Teil der Bilanz und geht in den Posten Eigenkapital auf der Passivseite mit ein. Die Gewinnermittlung muss nur über eine GuV erfolgen, wenn ein Unternehmen bilanzierungspflichtig ist. Besteht diese Pflicht nicht, wird der Gewinn mit der EÜR (Einnahmenüberschussrechnung) ermittelt.

Für die Erstellung einer GuV sind in Deutschland zwei Verfahren gesetzlich zulässig:

  • Gesamtkostenverfahren (GKV): Beim GKV werden allen Kosten die entsprechenden Erlöse gegenübergestellt.
     
  • Umsatzkostenverfahren (UKV): Beim UKV werden nur die Kosten für tatsächlich verkaufte Produkte aufgelistet.

GKV und UKV unterscheiden sich also darin, wie der Bestand in die GuV miteinfließt.

Lionbridge-Dienstleistungen für Finanzberichte

Es gibt weltweit sehr viele unterschiedliche Bilanzierungsarten. Die IFRS und IAS sind der Versuch, international geltende Standards zu entwickeln, mit denen Unternehmen ihre Bilanzen erstellen können. So können Firmen in verschiedenen Ländern ohne großen Aufwand miteinander verglichen werden. Die in den USA geltenden GAAP, die ebenfalls als internationale Standards dienen, nähern sich den IFRS immer weiter an, trotzdem gibt es noch viele Unterschiede, deren Details Unternehmen vor Probleme stellen können. Achten Sie daher darauf, für die Bilanzierung und für die Übersetzung von Bilanzen nur geschulte Experten einzusetzen, um mögliche juristische Schwierigkeiten zu vermeiden.

Kontaktieren Sie uns, um Ihre Finanzberichte verfassen oder übersetzen zu lassen. Wir bieten IFRS-, GAAP- und IAS-erfahrene Linguisten und Übersetzer.

Weiterführende Infos finden Sie hier: Übersetzung von Finanzberichten.

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