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Lionbridge-CMO spricht auf der LocWorld über die Perspektiven der Branche

Der Chief Marketing Officer von Lionbridge gibt in einem aufschlussreichen Interview Ausblicke in die Zukunft der Lokalisierung

Nach einem turbulenten Jahr mit erheblichen Auswirkungen auf unsere Lebens- und Arbeitsweise wollten die Teilnehmer der LocWorld von Lionbridge wissen, was die Zukunft für die Lokalisierungsbranche bringen wird. In einem Interview verriet der Chief Marketing Officer von Lionbridge, Jaime Punishill, wie die Mitarbeitenden in der Lokalisierungsbranche wettbewerbsfähig bleiben können, wie sich die COVID-19-Pandemie auf die Zukunft der Branche ausgewirkt hat und welchen Weg Unternehmen im Hinblick auf mehrsprachige Produktinformationen gehen sollten.  

Im Folgenden haben wir die Fragen der Teilnehmer zusammengestellt und die Zukunftsvision von Punishill wiedergegeben. 

F: Welche Fähigkeiten werden Lokalisierungsmanager in Zukunft benötigen, um erfolgreich zu sein? 

Während die Manager der Lokalisierungsbranche noch darüber nachdenken, was die Zukunft für sie bereithält, steht eines bereits fest: Laut Punishill müssen sie andere Fähigkeiten mitbringen. 

Der CMO von Lionbridge CMO sieht eine Chance für Lokalisierungsunternehmen, ihre Arbeit stärker vernetzt durchzuführen. Viele Lokalisierungsunternehmen arbeiten heutzutage wie Fabriken. Die Teams konzentrieren sich in erster Linie auf die handwerklichen Aspekte ihrer Tätigkeit, anstatt die Auswirkungen ihrer Beiträge auf das Geschäft in einen Zusammenhang zu stellen.  

So sind sie beispielsweise darauf fokussiert, Inhalte in weitere Sprachen zu übertragen, anstatt deutlich zu machen, wie ihre Bemühungen zur Verbesserung des Glossars eine höhere Rendite und bessere Umsätze für das Unternehmen bedeuten. Um von einem fabrikorientierten Unternehmen wegzukommen, muss sich die Position des Lokalisierungsmanagers weiterentwickeln. Es geht nicht mehr ausschließlich um einen technisch orientierten Prozess, sondern um globales Business Enablement. Für diese neue Rolle sind andere Fähigkeiten gefragt.

Punishill weist auch auf die Entwicklung des Marketings als „Kanarienvogel in der Kohlemine“ hin. In den letzten 20 Jahren ist das Marketing extrem datenorientiert geworden. Nach Auffassung von Punishill werden die Mitglieder der Lokalisierungsbranche auch Kompetenzen in Bezug auf das Datenmanagement entwickeln müssen. Im Marketing ging es um das Internet, Daten, verschiedene Kanäle und die Qualitätsdebatte. Die Lokalisierungsbranche hat mit denselben Fragen zu tun, es bestehen also Parallelen zwischen den beiden Branchen.

Zwar sind viele Lokalisierungsmanager in erster Linie im Projektmanagement tätig, doch Punishill stellt fest, dass sie auch das restliche Unternehmen – bis hinauf zur Führungsebene – überzeugen müssen. Wie lautet die Botschaft? Lokalisierung ist viel mehr als eine reine Kostenfunktion.

„Es müsste jemanden geben, der beispielsweise folgende Frage stellt: „Wenn unser Ziel eine 10%ige Ausweitung unserer Geschäfte in der Region Asien-Pazifik ist, was müssen wir tun, um dieses Ziel zu erreichen? Verfügen wir über die notwendigen Schlüsselfähigkeiten?“ „Das Business-Team macht das, doch es stellt sich nicht unbedingt die Frage nach den Lokalisierungsbemühungen“, erklärt Punishill.  

Da Punishill damit rechnet, dass es einen Vertreter des Lokalisierungsbereichs auf der oberen Führungsebene geben wird, denkt er über die Einführung der Position eines Chief Globalization Officer nach. Diese Position würde helfen, die Mitarbeitenden eines Unternehmens zum Umdenken zu bringen und sie zu veranlassen, die Lokalisierung als strategische Funktion zu betrachten.

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F: Welche Entwicklung während der COVID-19-Pandemie könnte die Zukunft der Lokalisierung aus Ihrer Sicht in eine andere Richtung führen?

Punishill vertritt die Meinung, dass alles, was während der COVID-19-Pandemie passiert ist, schon vor der Pandemie begonnen hat. Hierzu gehören die Forschung zur mRNA-Technologie, die Initiativen zur digitalen Transformation, die Flut von Inhalten, die Geschwindigkeitsexplosion und die Verkürzung der Bearbeitungszeiten bei Lokalisierungsprojekten. 

Vor der Pandemie reagierten die Unternehmen jedoch auf unterschiedliche Weise auf diese Entwicklungen. Punishill verweist auf ein Zitat des Science-Fiction-Autors William Gibson, das die Situation widerspiegelt. „Die Zukunft ist bereits da. Nur noch nicht überall gleich.“

So haben einige Unternehmen die digitale Transformation bereits vor der Pandemie entschieden in Angriff genommen, um Herausforderungen wie die immer größeren Mengen von Inhalten und die größere Geschwindigkeit zu bewältigen. Andere Unternehmen hinkten bei dieser wichtigen Initiative hinterher.  

Wie Punishill erläutert, hat die digitale Schnittstelle zwischen den Unternehmen und ihren Kunden – als Folge der Pandemie – zahlreiche wichtige Fragen aufgeworfen, die sich auch auf die Sprache beziehen. Die Unternehmen konnten ihre wenig ansprechenden Websites in bestimmten Regionen nicht mehr durch konventionelle Geschäfte kompensieren. Die Pandemie funktionierte als Katalysator. Sie führte dazu, dass mehr Unternehmen die Bedeutung der digitalen Transformation und die Auswirkungen der Lokalisierung in vollem Umfang realisierten.  

„Bei wichtigen, strategischen Gesprächen in der Chefetage dieser Unternehmen dürfen sprachliche Fragen nicht außen vor bleiben. Und doch war dies häufig der Fall. Es gab nicht einmal das Bewusstsein, dass dies eine wichtige Säule ist. Für mich stellt das die größte Veränderung dar. Hoffentlich haben wir gerade diesen wirklich kritischen Punkt aufgedeckt. Das ist eine große Chance für die Branche“, erläutert Punishill.    

„Wir müssen aufhören, unser Augenmerk auf die Qualität der Inhalte zu richten, und endlich damit beginnen, über Content-Performance nachzudenken.“
– Jaime Punishill, Lionbridge Chief Marketing Officer

F: Wie beurteilen Sie die Qualität der Übersetzung von Produktinformationen? Ist die maschinelle Übersetzung (Machine Translation, MT) alleine ausreichend, um für eine gute Customer Experience zu sorgen? 

Laut Punishill werden die Unternehmen vor einer Vielzahl von Herausforderungen stehen, wenn sie mehrsprachige Übersetzungen für Produktinformationen erstellen. Wie schwierig die Übersetzungen sind, richtet sich u. a. danach, wie viel Fachjargon ein Unternehmen verwendet, wie anschaulich die Produktinformationen sind und inwieweit geschützte Namen verwendet werden. Je nach Sprache bestehen unterschiedliche Herausforderungen. 

Um Produktinformationen erfolgreich übersetzen zu können, fordert Punishill die Unternehmen auf, nicht mehr die Qualität der Inhalte in den Vordergrund zu stellen, sondern sich stattdessen auf die Content-Performance zu konzentrieren. Um diesen Wandel zu vollziehen, müssen sich die Unternehmen vor allem mit den Auswirkungen auf die Benutzer befassen. 

Zunächst sollten die Unternehmen darüber nachdenken, warum sie Inhalte lokalisieren und weitere Sprachen hinzufügen. Geht es darum, eine behördliche Auflage zu erfüllen, oder möchte das Unternehmen mehr Produkte in dem neuen Markt oder insgesamt mehr Produkte verkaufen? Wird es den Unternehmen gelingen, einen höheren Net Promoter Score (NPS) zur Messung der Customer Experience zu erzielen, mehr Anrufe an das Callcenter zurückzustellen oder ihre Key Performance Indicators (KPIs) zur Leistungsmessung eines Unternehmens zu erreichen? 

Punishill empfiehlt, die Eignung einer menschlichen oder maschinellen Übersetzung anhand von Tests zu beurteilen. Diese Tests messen die Content-Performance. Dafür müssen die Produktinformationen in die Zielsprache und auf den Zielmarkt übertragen werden – mit dem potenziellen Käufer im Blick. Wenn ein Unternehmen eine rein menschliche Übersetzung durchführt, sollte es messen, wie die Übersetzung abschneidet und wie groß die damit erreichte Verbesserung ist. Die Ergebnisse werden dem Unternehmen Aufschluss über das weitere Vorgehen geben. In ähnlicher Weise kann ein Unternehmen Benchmarks für die Eignung von MT festlegen. Wenn sich nur 50 Personen den Inhalt ansehen werden, kann ein Unternehmen zu dem Schluss kommen, dass MT in diesem Fall die beste Option ist.      

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Janette Mandell
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Janette Mandell